Floskeln in Jobprofilen behindern die Karriere

… so titelte die Süddeutsche Zeitung am 26. Dezember 2010 auf ihrer Beruf+Karriere-Seite.  Glaube ich sofort. Und aus meiner Sicht verderben Floskeln nicht nur die Karrierechancen von Angestellten, sondern auch die Erfolgsaussichten von Selbstständigen.

Auf den vordersten Plätzen der Floskeln liegen:

innovativ
dynamisch
motiviert
proaktiv

All das sind häufig genutzte Adjektive, die gar nichts bringen, wenn sie nicht mit Leben gefüllt werden. Mit Beispielen, besser gesagt mit  Beweisen, die darauf schließen lassen, dass eine Person wirklich innovativ, dynamisch … ist.

Beliebt sind laut einer Untersuchung des Netzwerks LinedIn auch Begriffe wie

Teamplayer
Problemlöser
ergebnisorientiert

Die Begriffe sind gar nicht das Hauptproblem. Wenn sie gut unterfüttert werden mit konkreten Beispielen verlieren sie das floskelhafte. Aber als „stand alone“ Aussage halte ich sie in jedem Profil für überflüssiges Blabla. Denn wer will schon mit einem innovativen, hochmotivierten und ergebnisorientierten Problemlöser zusammenarbeiten, der jede Aufgabe als Teamplayer dynamisch und proaktiv anpackt?!

Wenn es Ihnen also wichtig ist, sich oder Ihr Unternehmen als innovativ zu bezeichnen, dann erwähnen Sie das nicht nebenbei. Erklären Sie in ein paar Sätzen, warum Sie innovativ sind, warum es Ihnen wichtig ist und was Ihr Kunde davon hat. Bringen Sie ein oder zwei Beispiele, um das Wort mit Leben zu füllen.

So wichtig, dass Sie sich diese Mühe machen ist Ihnen die Eigenschaft doch nicht? Dann benutzen Sie das Wort erst gar nicht.

Über welche leere Worthülsen in Profilen sind Sie schon gestolpert?

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Liebe Annja Weinberger,

    ich bin zuletzt gestolpert über
    prozessorientierte Entwicklungsbegleitung
    und … ganzheitlich. Auch wenn ich es natürlich wichtig finde, dass man ganzheitlich arbeitet, kann ich das Wort fast nicht mehr ertragen. Es kommt mir vor wie beim Aldi verhökert. Ganzheitliche Gesundheitsberatung. Ganzheitliche Unternehmensberatung. Bald gibt es noch ganzheitlichen Yoghurt und ganzheitliches Brot.

    Aber integral? Klingt völlig kopfig!
    Für den Titel meines Buches habe ich es dann leider doch verwendet: Ganzheitliche Werbung. Weil es kinesiologisch am höchsten getestet hat. Und weil sich „integrale Werbung“ zu bescheuert angehört hätte.

    Wie könnte man noch sagen anstatt ganzheitlich? Fällt Ihnen was ein?

    Herzliche Grüße
    Michaela Albrecht

    P.S. In der Literaturliste meines Buches habe ich Ihres übrigens auch erwähnt. 🙂

  2. Liebe Michaela Albrecht,

    ja, das ist die Krönung: dusselige Adjektive vor Doppel-ung-Wörtern 🙂

    Was das Ganzheitliche betrifft – ist eine gute Sache und tatsächlich schade, dass es teilweise schon so abgegriffen klingt. Aber ich finde es kommt sehr auf die Verwendung an. In Kombination mit Werbung wirkt es doch sehr frisch! Werbung kenn‘ ich sonst nur in solchen Kombis: Blöde Werbung, Nervige Werbung, Schreihals Werbung 🙂

    Mich haben Sie jedenfalls neugierig gemacht auf Ihr Buch, werde ich gleich mal amazonen. Ach, hier ist es:

    http://tinyurl.com/6y67s5b

    Und über meine Erwähnung in der Lit-Liste freue ich mich natürlich.

    Herzliche Grüße
    Annja Weinberger

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