Mißlungenes Verkaufsgespräch am Telefon – oder: von Skype, Facebook, Gutes tun und einem verletzten Fuß

Gestern bekam ich einen Anruf, der wohl nicht in die Annalen der besten Taktiken für Verkaufsgespräche am Telefon eingehen wird:

Anrufer: Guten Abend … wir sind bei Facebook befreundet und Sie tun den Leuten so viel Gutes, da möchte ich Ihnen auch mal etwas Gutes tun. Gerade habe ich Ihnen eine Anfrage zur Vernetzung per Skype geschickt. Wäre nett, wenn Sie die bestätigen.

Ich (etwas verdattert): Ah ja … wollen Sie mich per Skype anrufen?

Anrufer: Jetzt bin ich gerade in Deutschland, aber vom Ausland aus ist Skype besser. Oder haben Sie jetzt gerade Zeit?

Ich: Worum geht es denn?

Anrufer: Also ich rufe einfach mal neue Kontakte an, mit denen ich bei Facebook befreundet bin – und Sie tun den Leuten so viel Gutes, da möchte ich Ihnen auch mal etwas Gutes tun.

Pause

Ich (schon etwas skeptisch): Was wollen Sie mir denn Gutes tun?

Anrufer: Ich weiß ja nicht, ob Sie manchmal Gesundheitsprobleme haben und wie Sie zu Gesundheitsprodukten stehen?

Ich: Öhh…

Anrufer: Also ich komme aus der Medizin und habe mir zum Beispiel vor kurzem den Fuß verletzt …

Ich (inzwischen in Frotzellaune): … und da haben Sie ein Gesundheitsprodukt genommen, also eine Pille eingeworfen und alles war wieder gut?

Anrufer: Nicht eine Pille, ein natürliches, biologisches Gesundheitsprodukt. Ich weiß ja nicht, wie Sie zu natürlichen Gesundheitsprodukten stehen?

Ich (mittlerweile genervt und daher undiplomatisch ehrlich): Erst mal skeptisch. Hochgradig skezptisch. Wie jeder. Lesen Sie keine Medien? Da wird ständig von seltsamen Wunderpillen berichtet mit dubiosen Inhaltsstoffen, unklarer Wirkung, mit dem Ziel reiner Geldschneiderei.

Anrufer: Wie jeder? Ich komme selber aus der Medizin. Ich denke es gibt Produkte, die sind schlecht und welche, die sind gut. Bei uns glaubt man nicht nur der Schulmedizin und steht man der Naturheilkunde nicht so skeptisch gegenüber.

Ich (rätselnd: was sollte mir noch gleich Gutes getan werden?): Hmm …

Anrufer: Aber wenn Sie eher skeptisch sind, hat es wohl keinen Sinn.

Ich: Wohl nicht, einen schönen Abend noch.

Anrufer: Ja, danke, Ihnen auch noch einen schönen Abend.

Das Thema Facebook und Skype hatte sich damit erledigt. Eine nähere Prüfung des natürlichen Gesundheitsproduktes ebenfalls. Ich habe nix gegen Naturheilkunde – nur etwas gegen absurde Verkaufsgespräche am Telefon.

Was lief schief:

  • Der Anrufer hatte sich einen Einstiegssatz zurecht gelegt, aber keinen Gesprächsleitfaden für das weitere Vorgehen.
  • Verwirrender Einstieg – geht es um die Skype-Bestätigung oder darum, dass mir etwas Gutes getan werden soll?
  • Zu persönlich in frühem Gesprächsstadium: Ob ich manchmal Gesundheitsprobleme habe???

Was lässt sich draus lernen?

Anrufer: Verkaufsgespräche am Telefon unbedingt gut vorbereiten.

Ich: Genauer prüfen, welche Freundschaftsanfragen ich auf Facebook bestätige.

Das Gute, das ich Menschen auf Facebook tue, ist übrigens immer kostenfrei und mündet nie in einen Kaltakquise-Anruf 🙂

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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